Kiel-Eckernförde-Kiel
2019
das waren 47 Seemeilen netto mit der Lilli bei schönstem Segelwind und -wetter. Der beste Beleg, dass unser großartiges kleines Boot alles kann, was große Boote können.
Donnerstag bis zuletzt am Schreibtisch gesessen und dann ins Auto gesprungen und zügig nach Kiel gefahren. Gegen 21:45 sind wir direkt unter den Kran gefahren und haben uns in der Hoffnung auf ein Feierabend Bier auf zum "Mövenschiss" gemacht .Leider Fehlanzeige. Zwar saßen noch Gäste dort, aber uns wollte man kein Bier mehr verkaufen. Also weiter nach oben in die Ladenzeile - wie ausgestorben, auch der Italiener machte gerade zu. Aber - Glück gehabt. Nachdem wir versprochen hatten, dass wir es im Stehen draußen trinken und es wirklich bei dem jeweils einen Bier bleibt, bekamen wir das begehrte kühle Getränk. Angekommen!
Sind schon lange nicht mehr da gewesen. Der Olympiahafen ist sichtbar in die Jahre gekommen, das Dach der Schwimmhalle ist begrünt und dient den Möven als Nistplatz - gute Idee? Bis auf einen zusätzlichen Bau für Wettfahrtleitung und Jury, ist sonst eigentlich alles unverändert.
Wir entern unsere vorsorglich schon in Berlin gebauten Kojen und fallen sofort in Tiefschlaf. Erst das Geräusch der Müllabfuhr auf dem Hafenvorfeld weckt uns. Wir setzen Mast (gleich zwei Mal, weil wir ein Want und das Vorstag vertauscht haben) und machen Lilli fertig zum Kranen. Der Kranmeister kommt und krant uns, Hänger und Auto wegfahren. 8:30 Uhr fertig und ab zum Frühstück ins Strandhotel nach Strande. Urlaubgefühl stellt sich ein!
Auf dem Rückweg oben im Supermarkt (unverändert) noch einen Karton Wein gekauft, vorsichtshalber. Schnell noch Schiffe gucken im Hafen und dann zur Lilli. Wir treffen Rainer Rehbehn und Tochter. Die segeln mit, aber nicht in unserem Start. Schade, wir Folkeboote sollten doch zusammenhalten.
Gegen 12:00 legen wir ab Richtung Kiel. Es geht vorbei am Leuchtturm Friedrichsort, Holttenau, den Docks bis in die Hörn, wo die großen Fähren und Kreuzfahrer liegen. Die erste Wende fahren wir nach eineinhalb Stunden!
Auch die Malizia II sehen wir, nein nicht das Schiff von Greta Thunberg, sondern Boris Herrmann.
Wir laufen unter Segeln, wie sonst, in den Hafen der Balten ein und, für ein Folkeboot ist immer noch Platz im Hafen, nutzen den Platz
zwischen zwei dort vertäuten Dickschiffen. Gegenüber ist gerade die Kipke Crew angekommen. Wir drinken einen Drink und halten Nachmittagsschlaf. Nicht mal die Soundchecks auf der Kiellinie stören
uns.
Wir statten unserer Lieblingspizzeria einen Besuch ab. Später dann treffen wir die anderen Folkebootsegler bei Würstchen und Salat bei den Balten. Danach ab in die Koje. Nirgends schlafen wir so gut, wie an Bord.
Sonnabend wecken uns die Reinigungsfahrzeige auf der Kiellinie. Frühstück im Kieler Yacht Club. Bekannte getroffen. Die segeln
einen 60füßer. Mitleidige Bewunderung, das wir die Tour mit dem Folkeboot segeln.
Start vor dem Starthaus am Hindenburg Ufer, dann geht es am Ostufer auf der Kreuz raus bis zum Kieler Leuchtturm. Das Feld zieht sich schnell auseinander. Mal führte die Kipke Crew, mal wir. Das Matschen macht Spass. Lange segeln wir Bug an Bug, bis wir die Stromverhältnisse unterschätzen und die Luv-Tonne am beim Leuchturm von der falschen Seite ansteuern. Auf dem Raumgang zu Stollergrund-Nord überlaufen uns dann ständig größere Schiffe und die Kipke-Crew kann ihren Vorsprung ausbauen. Wir vermissen Gaby und ihr Lachen. Rein in die Förde wählen wir dann die vom Strom und Wind benachteiligte Seite und dann überholt uns auch noch Till, der ganz auf der linken Seite unterwegs war.
Ein langer Tag auf See.
In Eckernförde finden wir hinter der Brücke einen kuscheligen Liegeplatz. Angekommen! Nachdem wir die Lilli aufgeklart haben, geniessen wir im Cockpit die Atmosphäre im Hafen bei Rotwein und Käsegebäck. Danach machen wir uns auf zum Hafenrundgang.
Uns ist es zu laut, zuviel Rummel. Es wird frisch. Wir wollen nicht im Stehen an einer Bude essen und machen uns in der Stadt auf die Suche nach einem gediegenen Restaurant. Fehlanzeige, entweder drinnen kein Platz, oder zu. Am Ende landen wir bei einem Chinesen. Egal, wir sind geschafft und haben Hunger. Zurück im Trubel haben wir nicht einmal mehr Appetit auf ein Bier. Die Siegerehrung, für 22:00 angekündigt, ging dann aber wohl erst später los. Da liegen wir schon wohlig in der Koje.
Sonntag gönnen wir uns das Frühstück mit Blick auf Brücke und Hafen auf der Siegfried Werft. Dann geht es im Schlepp unserer Liegeplatz-Nachbarn raus zur Startlinie. Wir wechseln noch schnell die Fock. Es ist doch mehr Wind, als erwartet/erhofft. Schnell wird auf den ersten Schläger der Kreuz klar, dass eineinhalb Mann auf der Kante nicht reichen. Wir vermissen Gaby sehr.
Wir kreuzen mit kurzen Schlägen dicht unter Land am Ostufer der Förde raus. Legen immer um, wenn die See ruppiger hügeliger wird. Einmal sind wir unvorichtig und geraten hinter eine dem Strand vorgelagerte Sandbank. Mit ordentlich Lage bringen wir Lilli über die nächste Sandbank wieder zurück ins Tiefe.
Spät entscheiden wir uns zum langen Steuerbord Schlag raus auf See wo wir die Stollergrund-Nord Tonne vermuten. Ausmachen können wir sie nicht. Das Teilnehmerfeld hat sich zu weit auseinandergezogen, als das man sich daran orientieren kann. Kurz habe ich den Gedanken, einfach auf direktem Weg unter Land zurückk nach Strande zu segeln, aber aufgeben gilt nicht.
Der Rücken schmerzt, die Beine tun weh und die Arme werden lang.
Endlich Stollergrund-Nord passiert und zur Belohnung geht es noch weiter raus, über den Leuchturm hinaus aufs Gabelsflach. Die Tonne dort ist wenigsten auszumachen, da die Dickschiffe dort Spinnacker setzen.
Auf dem Vorm Wind Gang ins Ziel beim Leuchturm müssen wir wegen des starken Stroms ordentlich vorhalten. Geschafft.
17:30 liegen wir wieder unter dem Kran. Der Hafenmeister macht um 18:00 Feierabend! Andreas sprintet zum Gespann und wir schaffen gerade noch so das Auskranen. Mastlegen und Einpacken auf einem abgesperrten Teil der Landstrasse, da wir mit Auto und Hänger nur für 1 Stunde aufs Hafenvorfeld durften. Sonst wäre die Kaution von 50 EUR futsch gewesen. Wir waren bedient. Als zwei Polizisten auf uns zu kamen, waren wir unabhäng voneinander zu jeder nur denkbaren Beamtenbeleidigung bereit - sie wollten von uns aber nur wissen, wie man denn am schnellsten nach Kiel reinkommt. Also fertig verpackt und und ab nach Travemünde.
Auf dem Leuchtenfeld haben wir das Gespann zwischen Wohnmobilien geparkt, Feierabendbier gab es natürlich keines mehr und so haben wir in der Koje noch ein Glas Rotwein getrunken bevor wir in Tiefschlaf gesunken sind.
Montag haben wir dann von Travemünde aus Mutters Urne zur See gebracht und anschließen auf der Terasse des Atlantik einen
Schampus auf sie getrunken.
Vor Jahren sind Mutter und ich von Travemünde aus das erste Mal raus auf See gegangen.
Nachmittags sind wir nach 118 Stunden wieder zu Hause. Gefühlt liegt ein ganzer Urlaub hinter uns. Wir haben Glück mit Wetter und Wind gehabt. Lilli war gut zu uns und wir zu ihr.
Insgesamt eine schöne To(t)ur.